Berufslehre: Ein gelungener Start ist wichtig

Es ist eine Tatsache, dass es immer schwieriger wird, motivierte Maurer- und Baupraktikerlehrlinge zu finden. Daher sollte alles daran gesetzt werden, um Lernende nicht nur zu finden, sondern sie auch zu behalten. Das bedeutet, sie zu motivieren, zu begleiten und in der Firma gut zu integrieren.  

In dieser Hinsicht sind die ersten Tage und Wochen der Berufslehre oft entscheidend. Um die Startphase zu meistern, sollte der Einstieg der jungen Berufsleute gut vorbereitet werden, damit sie sich im Betrieb wohlfühlen und sich schnell zurechtfinden. Für einen 16-Jährigen gibt es nichts Unangenehmeres, als am ersten Tag ohne Einführung auf einer Baustelle «abgesetzt» zu werden, während die Kollegen nicht wissen, welche Aufgaben sie dem Neuankömmling übertragen können, da sie ihrerseits nicht informiert oder gebrieft wurden. Diese mangelnde Wertschätzung trifft nicht nur den jungen Berufseinsteiger, sondern auch sein Team, das gezwungen ist, zu improvisieren, um ihm Aufgaben zuzuteilen, die oft nicht sehr dankbar und seiner Motivation nicht gerade zuträglich sind. 
 
Informieren und beschwichtigen 
Je nach Betriebsgrösse und -prozessen wird der neue Lehrling an seinem ersten Arbeitstag von seinem Berufsbildner, seinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung begrüsst und erhält die wichtigsten Informationen zur Firma (Arbeitszeiten, Führung durch die Räumlichkeiten usw.). Dabei sollte darauf geachtet werden, den neuen Lernenden nicht mit Details zu überhäufen. Zudem wird er seinen neuen Arbeitskollegen vorgestellt, die zuvor über den Einstieg des neuen Lehrlings informiert wurden. Der junge Mitarbeiter muss wissen, wer sein Berufsbildner ist, der für seine Ausbildung verantwortlich ist und ihn während seiner ganzen Lehre begleiten wird. Diese Person ist nicht nur für den Lernenden die Hauptansprechperson, sondern auch für dessen Eltern und die Berufsschule. «So weit wie möglich empfehle ich dem Ausbildner, etwa eine Woche vor dem Start der Lehre ein Treffen mit dem Jugendlichen und dessen Eltern zu organisieren. So können gewisse Punkte geklärt und die Familien beruhigt werden, die oft etwas besorgt sind», erklärt Carole Müller-Widmer, verantwortlich für die berufliche Grundbildung beim SBV. 
 
Sicherheit und Ausrüstung 
Auf dem Bau ist die Sicherheit viel wichtiger als in anderen Bereichen. Die Person, die den neuen Lernenden in Empfang nimmt, sollte diesen vom ersten Tag an auf dieses Thema sensibilisieren, insbesondere auf die lebenswichtigen Regeln der Suva. Was die Ausrüstung angeht, sollte der Ausbildner dem Lernenden seine persönliche Schutzausrüstung, seine Arbeitskleidung und seinen Werkzeugkasten übergeben. Zudem wird dem Berufseinsteiger ein Schliessfach zur Verfügung gestellt, wo dieser seine Dinge verstauen kann. 
Auf der Baustelle sollten ihm Aufgaben zugeteilt werden, die anregend und an sein Niveau angepasst sind, anstatt ihn zu undankbaren Aufgaben zu verdonnern. Auch dabei muss der Lernende natürlich begleitet werden, sodass er jederzeit Fragen stellen kann. Oftmals sind die jungen Berufseinsteiger etwas scheu. Man sollte daher ungeniert fragen, ob sie alles verstanden haben oder ob sie weitere Informationen brauchen. 
Die Begleitung des Jungen geht natürlich über die ersten Tage der Lehre hinaus. Die Kontakte, die er mit seinen Arbeitskollegen knüpft, spielen eine grosse Rolle in Sachen Motivation im Alltag. Der Ausbildner bleibt jedoch während der ganzen Ausbildung die primäre Bezugsperson des Lernenden, denn er begleitet die Lerndokumentation und den Fortschritt in der Berufsschule während der ganzen Lehre. Das ist zwar mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, der sich jedoch auszahlt, denn ein motivierter Lehrling, der sich auf der Baustelle wohlfühlt und seine Lehre erfolgreich meistert, wird auf dem Bau bleiben und trägt so zum Fortbestehen unserer Unternehmen bei. 

Corine Fiechter 

Über den Autor

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Schweizerischer Baumeisterverband

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