Wohngebäude der Zukunft produziert Energie

Die Umwelt Arena hat in Urdorf bereits die zweite Überbauung realisiert, die sowohl im Sommer als auch im Winter genügend Energie produziert, weil überschüssige Energie via Gasnetz gespeichert wird. «Bauen 2050 Urdorf» ist ein Leuchtturmprojekt ohne Strom- und Heizkosten und trotzdem viel Komfort für Mieterinnen und Mieter. Zudem zeigt es auf, wie der Winterstromlücke entgegengewirkt werden kann. 

 

Die Schweiz ist gefordert, sich auf neue Herausforderungen und gesellschaftliche Veränderungen einzustellen. Bauen heisst transformieren, sich auf die Zukunft einzustellen. Damit unser Land weiterhin ein Erfolgsmodell bleibt, muss es heute die richtigen Weichen stellen – auch beim Bauen. Deshalb hat der Schweizerische Baumeisterverband in diesem Jahr die Agenda 125.0 lanciert, die aufzeigt, wie Baumeister praktikable Lösungen für komplexe Herausforderungen einbringen können.

 

 

Die Umwelt Arena hat mit einem Mehrfamilienhaus in Männedorf bereits aufgezeigt, dass beim Wohnen der Zukunft Überbauungen auch im Winter über genügend selbst produzierte Energie verfügen können. Nun hat sie nachgedoppelt, wobei beim Projekt in Urdorf ZH die realisierte Überbauung grösser ist: Es sind drei Mehrfamilienhäuser mit total 39 Wohnungen, die sich auf einem fast 4000 m2 grossen Gelände ein einstiges Bürogebäude und eine Werkstatthalle ersetzen.

 

Der Bau und die Energiekrise 

Am Tag der Bauwirtschaft vom 6. Mai 2022 war die drohende Winterstromlücke ein grosses Thema. Der Krieg in der Ukraine lässt befürchten, dass Europa im kommenden Winter frieren könnte. Davon ist die Schweiz nicht ausgenommen – der Bundesrat hat mitgeteilt, dass er einen Energie-Engpass im kommenden Winter für realistisch hält. Gasrationierungen stellen in seinen Augen eine Option dar. Die Probleme bestehen nicht zuletzt deshalb, weil der Schweizer Gebäudepark überaltet und nicht energieeffizient ist – er ist für 45 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. Werden «alte Energieschleudern» durch moderne Bauten ersetzt, reduziert das den Energieverbrauch und entspannt somit die Energiekrise.

 

Wie die Eichhörnchen 

Man kennt es aus dem Tierreich: Im Sommer und Herbst werden Nahrungsdepots für den Winter angelegt. Die CO2-neutrale Wohnüberbauung im Kessler 5/7/9 in Urdorf/ZH mit 39 Wohnungen beinhaltet ein Gesamtenergiekonzept, das die Strategie der Eichhörnchen übernimmt. Will heissen, dass die überschüssige Energie, die im Sommer durch die Photovoltaik-Anlage produziert wird, gespeichert wird. Wie das geht? Sie wird in erneuerbares Gas umgewandelt. Ebenfalls den Eichhörnchen abgekupfert ist das Verfahren, überschüssige Wärme im Sommer den Wohnungen zu entziehen und via Endsonden in der Erde zu lagern. Im Winter können mit dieser Wärme die Wohnungen beheizt werden. Bei tiefem Sonnenstand, im Winter, bei Nacht, Schnee und Regen erzeugt ein windrichtungsunabhängiges hybrides Wind-Solar-Kleinkraftwerk aus Wind und Sonne zusätzliche erneuerbare Energie. Auf den Import fossiler Energie kann damit verzichtet werden, denn das Gebäude produziert auch dann mittels Hybridbox Strom, wenn er am meisten benötigt wird, nämlich im Winter. Die Hybridbox®, eine intelligente, vorausschauende Energiezentrale, nutzt zur Energiegewinnung nicht nur erneuerbare Gase, die die Gebäude selbst hergestellt haben, sondern auch Erd- und Umgebungswärme. Übrigens: Der Lift ist in diesen Gebäuden kein Energieverbraucher, sondern ein -produzent.

 

Keine Kosten für Wärme und Strom 

Verwaltungen schreiben derzeit Mietende an und warnen sie vor massiv höheren Energiekosten im nächsten Winter. Die Bewohnerinnen und Bewohner der neuen Urdorfer Siedlung kümmert das nicht. Sie haben ein vorgegebenes Energieverbrauchsbudget, in dessen Rahmen sie Wärme und Haushaltstrom zum Nulltarif erhalten. Smarte Tools wie eine Dusche mit Wärmerückgewinnung, eine CO2-gesteuerte Komfortlüftung sowie vernetzte Haushaltgeräte sorgen dafür, dass die Budgets realistisch sind. Wie man in punkto Energieverbrauch steht, können die Mietenden laufend checken und gegebenfalls ihren Verbrauch anpassen. Ansonsten müssen sie den Mehrverbrauch bezahlen.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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