Sind Roboter am Bau Fiktion oder bereits Realität?

Die zweite Swiss Dimensions, die am 4. November 2021 von der MEB-Gruppe im Campus Sursee organisiert wurde, fand wieder regen Zulauf. Die Veranstaltung geht Fragen zur Digitalisierung nach. Dabei stand diesmal das Thema Roboter im Fokus. Gezeigt wurde ein mobiler Baustellenroboter von Boston Dynamics, mit Zubehör von Hilti und Trimble, der «Baustellenhund» SPOT. Weiter konnten smarte Baumaschinen ausprobiert werden, und es gab das neue Trimble Technology Labor im Campus Sursee zu entdecken.

 

Thomas Stocker, Leiter Bildungszentrum Campus Sursee, war die Freude anzumerken, einen vollen Saal begrüssen zu können. Tatsächlich war die Swiss Dimensions 2021 ausverkauft. Er machte in seiner Begrüssung auf das 50-Jahre-Jubiläum, das der Campus Sursee mit dem SBV feiert. Die Baumeister stossen dann auf bereits 125 Jahre an. Die Festivitäten werden vom 5. bis zum 10. Mai 2022 im Campus Sursee stattfinden. Einer der Höhepunkte wird am 6. Mai der Tag der Bauwirtschaft sein.

 

Bereits auf der Baustelle im Einsatz

Markus Brun, Geschäftsführer der MEB-Gruppe, stellte die Frage, ob Roboter auf der Baustelle noch Fiktion oder bereits Realität seien. Er führte dabei eine Unterteilung auf, die Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung beim SBV, vorgenommen hatte: die teleoperierte Bauroboter, die programmierbaren Bauroboter und die intelligenten Bauroboter. Letztere sind lernfähig und können selbst Entscheide treffen. Roboter seien in vielen Bereichen schon Realität, etwa in der produzierenden Industrie, in der Logistik – und auf der Baustelle. So seien Baumaschinen heute teleoperierte Bauroboter. Es gebe auch programmierbare Baumaschinen mit einem vorgegebenen Ablauf, etwa Roboter, die Mauern erstellen. Gibt es aber auch schon Bauroboter mit einer künstlichen Intelligenz?

Ja, denn der mobile Kleinroboter von Boston Dynamics, der an der Swiss Dimensions in einem Komplettsystem von Trimble gezeigt wurde, verfügt über eine künstliche Intelligenz.

 

Autonomer Cobot

Genannt wird der Roboter, der auch als «Baustellenhund» bezeichnet wird – er ähnelt dem Tier tatsächich, SPOT. Was genau ist der SPOT? Ein autonomer Laufroboter, ein Cobot, also ein Collaborative Roboter, der das Team bei Arbeiten unterstützt. So erfasst er die Umgebung, erkennt Hindernisse, kann diese selbständig umgehen und sogar Treppen bewältigen. Deshalb ist er tatsächlich baustellentauglich. Man kann ihm Routen vorgeben. Er verfügt über einen robusten 3D-Scanner und eine Selbsthorizontierung. Weiter vermag er Panoramabilder aufzunehmen. Die Aufnahmen erfolgen autonom. Im Komplettsystem von Trimble hat SPOT eine direkte Anbindung an die Software FieldLink, die die modellbasierte Arbeit unterstützt. Nach der Arbeit können die Aufnahmen von SPOT direkt übertragen und in ein Gesamtmodell aufgenommen werden. So kann man auf FieldLink Soll und Ist vergleichen. Gut geeignet ist SPOT für repetitive, langweilige Arbeiten, die so automatisiert werden können, oder für Arbeiten in gefährlicher Umgebung, damit keine Menschen gefährdet werden. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 100 000 bis 150 000. Der Vorteil ist das Komplettsystem, es sind keine eigenen Entwicklungen nötig. Zum Einsatz kam SPOT beim Unternehmen Leuthard Bau AG bei der Überbauung Wygarten. SPOT hat diverse Aufnahmen selbständig durchgeführt und vor Ort schon erste Auswertungen vorgenommen. «Die Technologie ist schon sehr weit», schloss Brun.

 

Baggerführer braucht es weiterhin

Wie steht es um autonome Baumaschinen? Es gibt bereits eine 3D Baumaschinensteuerung und eine Automatiksteuerung. Moderne Bagger haben eine Kollisionsüberwachung und eine Objekterkennung. Mit Augmented Reality sieht der Baggerführer, wie der Soll-Zustand ist und was dazu noch fehlt. Die Maschinen lassen sich vom Büro fernüberwachen. Mit der horizontalen Richtungsautomatik kann der Baumaschinenführer die Hände vom Joystick nehmen. Dennoch, ganz autonome Baumaschinen sind noch Zukunftsmusik. Es braucht für sie viel mehr Daten als für den SPOT. Die Maschinen müssen sich vernetzen und sie müssen sehr viel wissen, zum Beispiel wie die Bodenbeschaffenheit ist. Ihre Entwickler müssten sehr viel über das Arbeiten auf Baustellen wissen. Es gibt schon heute die Möglichkeit, Baumaschinen von ausserhalb der Baumaschinenkabine aus zu bedienen. Baumaschinenführer wird es künftig weiter brauchen, aber es kann sein, dass sie vom Büro aus drei Maschinen steuern werden.

Trotz den vielen Herausforderungen schreitet auch die Entwicklung autonomer Baumaschinen weiter. Trimble beschäftigt sich seit 20 Jahren damit und hat im 2018 zwei Walzenzüge komplett autonom fahren lassen.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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