Rückbau mitten in der Stadt

Grösster Abbruchbagger Europas im Einsatz

Mitten in Zürich fahren riesige Maschinen auf, um eine Kehrichtverbrennungsanlage rückzubauen und Platz für eine neue Anlage zu schaffen. Am Steuer sitzen die Rückbau-Spezialisten der Aregger AG. Einblicke in ein Bauprojekt, von dem die Bewohner und Bewohnerinnen einer ganzen Stadt profitieren.

Wer bei den Viadukt-Bögen in Zürich einkaufen geht, sieht sie: die KHKW Josefstrasse, die älteste und erste Kehrichtverbrennungsanlage der Schweiz. In dem Gebäudekomplex wird aber schon länger kein Kehricht mehr verbrannt, doch sie wird weiterhin dazu genutzt, die Stadt zu heizen. Seit Frühjahr 2021 ist dort auch eine der grössten Baustellen der Zürcher Innenstadt. Die Anlage wird gesamterneuert. Damit das möglich ist, wird ein grosser Teil zurückgebaut – eine Aufgabe für die Aregger AG aus Buttisholz im Kanton Luzern.

Gleichzeitiger Rück- und Neubau

Die alte Anlage ging im Mai 21 ganz vom Netz – bereits im Vorfeld wurde aber für die neue Wärmeverteilung der Stadt ein Teil der neuen Anlage in die bestehende Infrastruktur eingebaut. Das heisst: Ein Teil der Anlage läuft, rundherum wird abgebrochen und neu aufgebaut – alles gleichzeitig. «Es ist ständig etwas im Betrieb», sagt Patrick Luternauer. Er leitet für die Aregger AG das herausfordernde Rückbau-Projekt. Die neue Anlage ist teils nur Zentimeter neben der alten Anlage. In diesem engen Raum kümmern sich die Rückbau-Spezialisten nun um die Sanierung, die Entkernung, den Rückbau sowie die Bodenaltlastensanierung der alten Anlage.

Das Projekt im Überblick

BAUHERR: Stadt Zürich
BAUZEIT: M
ärz 2021 – März 2023
BAUJAHR:
1904

AUFTRAGSSUMME:  CHF 13’500’000

 

Bevor die Rückbau-Arbeit begann, mussten die Schadstoffe zusammen mit einem spezialisierten Subunternehmen behandelt werden. Auch bei der Aregger AG ist die Kreislaufwirtschaft grossgeschrieben – da dürfen keine schadhaften Stoffe zurück, eine sorgfältige Trennung ist zwingend. Danach ging es an die Entkernung, bis am Schluss nur noch die Gebäudehülle stand. Erst dann beginnt der eigentliche Rückbau. Die alten, aus massivem Stahl und Beton bestehenden Gebäude ragen bis zu 50 Meter in die Höhe und reichen bis 15 Meter in die Tiefe. Um da ranzukommen, braucht es spezielle Maschinen und Geräte.

Eine etwas andere Fahrzeug-Flotte

«Wir haben eine starke Werkstatt und wir entwickeln unsere Geräte selber weiter». Darunter etwa die fünf Grossabbruchbagger, welche die Firma mit verschiedenen modularen Auslegern und Armen modifiziert hat. Damit sind die Geräte für verschiedene Anwendungszwecken geeignet. Besonders für Arbeiten in grosser Höhe geeignet ist der A-Rex, das 300 Tonnen schwere Flaggschiff unter den Eigenkonstruktionen. Mit ihren Geräten erreichen die Rückbau-Spezialisten alle Höhen. «Ausser den Kamin – aber der bleibt ohnehin unangetastet, der raucht auch schon wieder durch den Betrieb der neuen Wärmeverteilanlage», sagt Luternauer.

Der A-REX

Grösster Rückbau-Bagger Europas

GEWICHT: 300 Tonnen

EINSATZHÖHE: bis zu 70 Meter

STANDFLÄCHE: 8m x 8m

TRANSPORT: 5 bis 8 LKWs

Rückbau bringt Vorteile

Eine positive Begleiterscheinung beim Rückbau: Die Bauarbeiter gewinnen Platz. Auch verkleinert sich das Team vor Ort mit dem Baufortschritt. «Jetzt ist nur noch das Kernteam hier. Bei der Entkernung waren es bis zu 20 Leute», blickt Patrick Luternauer zurück. Sie seien eine sehr gemischte Gruppe, sagt er. In seinem Team sind Leute mit klassischen Berufen aus dem Hochbau und Tiefbau, aber auch Zimmermänner und Baumaschinenmechaniker sind auf der Baustelle vertreten. Lernende gibt es bei ihnen im Rückbau nur selten. «Wir hatten hier einen Praktikanten, der danach eigentlich Wirtschaft studieren wollte – dem hat es aber so gut gefallen, dass er sich nun überlegt, die Maurerlehre zu machen!»

Mit Erfahrung in die Höhe und die Tiefe

Das weckt in Patrick Luternauer Erinnerungen an seine eigene berufliche Laufbahn. Auch er startete als Praktikant bei der Aregger AG. Früh konnte er bei einem grossen Projekt schon Verantwortung übernehmen. «Ich habe dort viel gelernt, viel gesehen und trotzdem eine Stütze im Rücken gehabt.» Nun arbeitet er seit sechs Jahren für die Aregger AG und profitiert jeden Tag von seiner Erfahrung. Als Projektleiter übernimmt er die Koordination, Kommunikation und Führung der Mitarbeitenden wie auch die Planung und Konzeption.

Raum für Neues

Von der vereinten Expertise der verschiedenen Unternehmen auf der Baustelle wird die ganze Stadt profitieren. Die neue Energiezentrale wird Zürich-West weiterhin mit Fernwärme versorgen. Und der A-Rex und die weiteren Rückbau-Maschinen schaffen Platz für Neues: So sind ein Hallenbad, ein Park, Begegnungsorte, Gastrobetriebe sowie ein Pflegezentrum mit Alterswohnungen vorgesehen.

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

Hat auch Ihre Firma ein tolles Projekt für Lernende? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schicken Sie Bilder und Inputs an [email protected] 

Über den Autor

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Joel Bigler

Leiter Marketing & Marketing Automation

[email protected]

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